1 Jahr Aktienportfolio mit Dividendenaristokraten
1 Jahr Aktienportfolio mit Dividendenaristokraten

1 Jahr Aktienportfolio mit Dividendenaristokraten

Nach meiner großspurigen Ankündigung im letzten Jahr (Ein Aktienportfolio mit Dividendenaristokraten) heißt es Farbe bekennen. Was ist daraus geworden?

Von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen

Die Idee war überwiegend Aktien von Unternehmen auszuwählen, die seit mindestens 25 Jahren unverändert oder mit Erhöhung Dividenden ausgeschüttet haben. Sehr geholfen hat mir dabei die Liste der Dividenden-Aristokraten mit aktueller Dividendenrendite (aktienfinder.net). Der guten Ordnung halber: ich habe keine Geschäftsbeziehungen oder sonstige Verbindungen zum Anbieter. Ob die Angaben vollständig und wahrheitsgemäß sind, muss jeder selbst überprüfen.

Interessant ist dabei auch die Angabe, ob die Dividende aus dem freien Cash-Flow oder aus der Substanz gezahlt wurde. Da findet man zum Beispiel Coca Cola, die seit 61 Jahren eine Dividende aus dem free Cash-Flow (Quote aktuell 78.6 %) zahlen. Und da waren so einige Krisen (Ölpreiskrise 1970, DotCom-Blase 2000, US Immobilienpreisblase – Finanzkrise 2008, Corona 2020 und die Energiepreiskrise 2022) dabei. Auf den Punkt gebracht: Wenn ein Unternehmen bewiesen hat, dass es auch in Krisenzeiten regelmäßig Dividenden aus dem Cash-Flow zahlen kann, dann sind das meine Kandidaten. 

Überblick über die aktuelle Depotzusammenstellung nach Dividendenstabilität

Nun ist es nicht so einfach die stabilsten Dividendenwerte mit den höchsten Renditen zu finden. Das Grundprinzip niedriges Risiko = niedrige Rendite und hohes Risiko = hohe Rendite gilt natürlich erst recht für die Börse. Mit einer Aktienrendite von rund 3% ist zum Beispiel Coca Cola nicht so renditestark, dafür aber sicher. Ich entschied mich für einen breiten Mix zwischen Rendite und Risiko. Die Liste unten ist ohne Gewichtigung. Nur die Hälfte der Aktien erfüllt die Kriterien eines Dividendenaristokraten. Gut ist, dass überwiegende Mehrheit die Dividenden aus der verfügbaren Liquidität und nicht aus der Substanz ausschütten. Mit Gewichtung sind im Depot ca. 2/3 Dividendenaristokraten. Mit 1/3 steht das Depot demnach auf der risikoreicheren Seite. Wie hoch der Risikoappetit ist muss jeder für sich entscheiden.

Diversifizierung nach Branchen

Das Depot begann mit 25 Unternehmen, die sich auf unterschiedliche Branchen verteilen. Aktuell sind es 44 Unternehmen. Versicherungen und Telekommunikationsdienste machen mit je 10% (gewichtet) aufgrund der überdurchschnittlichen hohen Dividenden den größten Anteil aus. Der Rest verteilt sich sehr breit.

Diversifizierung nach Währungen

Damit die ausländischen Dividenden nicht gleich in Euro umgerechnet werden, habe ich ein Depotkonto mit Fremdwährungskonten eingerichtet.

S Broker

Das geht zum Beispiel sehr gut mit Online Broker – Aktien günstig online handeln | S Broker. Bei Kauf und Verkauf der Aktien wird zwar alles in Euro umgerechnet (bzw. an deutschen Börsen gehandelt), aber die Dividenden kann man auf die Fremdwährungskonten umleiten. Die Fremdwährungsbeträge können zum passenden Zeitpunkt in Euro umgetauscht oder für den Kauf von Fremdwährungsaktien verwendet werden.

S Broker hat eine recht spartanische Website und ein veraltetes Layout. Aber in diesem Fall ist weniger = mehr. Finde ich. Die Ausschüttungen in der jeweiligen Fremdwährung funktionieren einwandfrei. Es bedarf keines zusätzlichen Auftrags an S-Broker, außer das Fremdwährungskonto zu eröffnen. Die Konten werden ohne überflüssigen Schnick Schnack angezeigt.

Das Handeln ist genauso einfach. Oben wird in der Kopfzeile das entsprechende Währungskonto und die entsprechende Börse ausgewählt.

Es gibt zwar auch eine App, aber die ist für mich nicht brauchbar.

Verteilung der Währungen

Aufgrund der unterentwickelten Aktienkultur in Europa bildet mein Schwerpunkt die USA ab. Nicht nur sind in diesem Land die meisten Dividendenaristokraten, sondern es wird grundsätzlich immer vierteljährlich ausgezahlt. Manche Unternehmen zahlen die Dividende sogar monatlich. Bei einem Depot mit geplanter monatlicher Entnahme ist das sehr praktisch und bietet natürlich einen Zinseszins-Effekt.

Allerdings ist das Währungsrisiko meines Depots beträchtlich, wie wir weiter unten noch sehen werden.

Aktienrenditen

Wenn Anleger von Aktienrenditen sprechen, meinen sie meistens die Kurssteigerungen. Ich habe jedoch nicht vor zu verkaufen, was die Voraussetzung für eine Gewinnrealisierung wäre. Sondern ich möchte die Aktien behalten und ich schaue daher auf die Dividenden.

Dividendenrendite

Ich hatte mir eine Dividendenrendite von 5,5% (vor Steuern) vorgenommen. Und tatsächlich habe ich eine ziemliche Punktlandung hingelegt: 5,46%! Unten im Bild ist gut zu erkennen, dass durch die Verteilung der unterschiedlichen Auszahlungstermine jeden Monat Dividenden gezahlt wurden. Der Mai sticht aufgrund der deutschen Unternehmen besonders hervor, die grundsätzlich in diesem Monat ausschütten.

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Gesamtrendite

Mit dem Aufbau des Depots habe ich meinen Spieltrieb unterschätzt. Anstatt einmal zu kaufen und dann einfach liegen zu lassen, konnte ich es nicht lassen. Ich realisierte einige Kursgewinne. Mit den Dividenden und den Buchwerten liegt die Gesamtrendite mit 8,90% im Plus. Allerdings etwas enttäuschend, wenn man sich den DAX (25,78%) und S&P 500 (19,38%) ansieht. Dafür waren die Depot Kursschwankungen auch nicht so stark und so soll es bei einem Dividendendepot auch sein.

Aber die geringere Performance hat einen anderen Grund. Ich erwähnte es schon oben: Fremdwährungsrisiken! Der USD hat gegenüber dem Euro massiv an Wert verloren. Vor einem Jahr erhielt man für 1,00 US$ noch 1,00 €. Aktuell sind es nur rund 0,90 €! Bei einem Fremdwährungsanteil von über 60% muss sich das natürlich bemerkbar machen.

Kursabsicherungsgeschäfte

Da ich für die nächsten Jahre mit stark fallenden Kursen rechnete (aber nicht sicher wusste, ob und vor allem wann es dazu kommt), investierte ich in eine „Versicherungsprämie“. Ich kaufte langlaufende Optionsscheine (Puts). Nun sind die Kurse gestiegen und meine Optionsscheine sind wertlos geworden. Ich kalkulierte ursprünglich 1% Versicherungsprämie (gemessen am Depotwert) ein. Glücklicherweise habe ich das in dieser Größenordnung nicht durchgezogen (in der Gesamtrendite oben sind die Kursverluste inkludiert).

Zusammenfassung

Von der Vergangenheit auf die Zukunft zu schließen hat hinsichtlich meiner Dividendenaristrokraten funktioniert. Dividenden zahlten diese Unternehmen alle. Obwohl darunter einige Kandidaten sind, die teils kräftige Kursverluste hinnehmen mussten und die Dividende aus der Substanz zahlten. Möglicherweise richte ich das Depot auf mehr Dividendenstabilität aus.

Mit der Diversifizierung nach Branchen bin ich zufrieden. Da sehe ich eine sehr gute Risikostreuung. Die Diversifizierung nach Währungen ist mit dem Hauptanteil an US$ nicht ganz so gut gelungen. Aber aufgrund der Ausschüttung in der Fremdwährung kann ich die derzeitigen Buchverluste aussitzen. Ausschüttungen in US$ lege ich zur Zeit wieder in US-Aktien an.

Die Dividendenrendite mit rund 5,5% konnte ich gemäß meiner Planung realisieren. Die Gesamtrendite, welche nicht realisierte Gewinne und Verluste berücksichtigt, interessiert mich weniger. Ich fahre den langfristigen Ansatz (Haltedauer 10 Jahre). In diesem Zusammenhang ist die Untersuchung des SPIEGELs: Wie viel Rendite Sie (trotz Crash) mit Aktien machen können (paywall) sehr interessant. Auch beim ungünstigsten Einstiegs- und Austiegszeitpunkt hatte der Anleger nach spätestens 14 Jahren keinen Verlust.

Die Strategie zu den Kursabsicherungsgeschäften muss ich mir noch überlegen. Es macht keinen Sinn Puts langfristig in das Depot zu legen, weil allein die Rollverluste zu groß sind. Es macht eher Sinn in Krisen gezielt Puts zu kaufen. Das Problem wird aber wahrscheinlich das richtige Timing sein.

Insgesamt bin ich mit der Entwicklung des Depots sehr zufrieden, weil die monatlichen Ausschüttungen so funktionieren, wie ich es geplant hatte.

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