- Die "Maschine" nach Ray Dalio
- Von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen
- Wie die Maschine funktioniert
- Ein Blick zurück in die vergangenen 500 Jahre
- Die fünf Kräfte für den Wandel der Weltordnung
- Der Zyklus von Schulden/Krediten/Geld/Konjunktur
- Der Zyklus von innerer Ordnung und Unordnung
- Der Zyklus der externen geopolitischen Ordnung und Unordnung (die sich verändernde Weltordnung)
- Naturereignisse (Dürren, Überschwemmungen und Pandemien)
- Menschliches Erfindungsreichtum, vor allem bei neuen Technologien
- Meine Interpretation zum Stand der fünf wichtigsten Treiber
- Die Absicherung meines Vermögens
- Zusammenfassung
- Haftungsausschluss
Die Überschrift hört sich erstmal alarmistisch an. Und welche Krise ist gemeint? Grundsätzlich bin ich ein optimistischer Mensch. Die heutige Zeit beurteile ich für mich sogar sehr positiv. Das hindert mich aber nicht daran, für schlechte Zeiten gerüstet zu sein. Wenn die nicht kommen: Umso besser.
Der Grund des heutigen Artikels ist eine Vermutung von Ray Dalio, dass es in etwa drei Jahren zur US-Schuldenkrise kommt, wenn nicht massiv gegengesteuert wird. Ray Dalio ist der Gründer von Bridgewater Associates, ein US-amerikanischer Hedgefonds, welches zu den zehn größten Hedgefonds der Welt gehört. Er hat eine Modellvorhersage für die „Maschine“ entwickelt, wie er es nennt.
Es ist offensichtlich ein funktionierendes Modell, welches zum Beispiel bei der Weltfinanzkrise 2007–2008 richtig lag. Wobei er selbst immer wieder betont, dass die von ihm angegebenen Zeiträume nur zur Orientierung dienen und ganz anders ausfallen können. Im ersten Teil werde ich vereinfacht auf die „Maschine“ nach der Vorstellungswelt von Ray Dalio eingehen. Im zweiten Teil geht es darum, wie ich versuche mein Vermögen krisenfest zu machen, beziehungsweise ob das überhaupt möglich ist.
Die „Maschine“ nach Ray Dalio
Von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen
Das Modell von Ray Dalio ist eigentlich simpel: Es vergleicht bestimmte Kennzahlen aus der Vergangenheit mit der Gegenwart und skaliert die Kennzahlenentwicklung in die Zukunft. Die Schwierigkeit liegt freilich darin, die richtigen Kennzahlen zu messen und Zugriff zu den Daten zu haben. Das trifft auch genau meinen Nerv als ehemaligen Kreditsachbearbeiter Firmenkunden. Da tippte ich die letzten drei Bilanzen in ein Bilanzanalyseprogramm ein, welches dann Kennzahlen zum Beispiel zum bereinigten Eigenkapital und zum Cash Flow ausspuckte. Mit meinem Programm BWAValid konnte man die gleichen Kennzahlen auf zeitnahem Zahlenmaterial errechnen. Die Unterlagen hier: BWA (Betriebswirtschaftliche Auswertung) und Summen- und Saldenliste der DATEV.
Natürlich gab es bei der Bonitätsanalyse immer Ausreisser nach oben oder nach unten. Vermeintlich schlechte Zahlen konnten trotzdem eine florierende Firma hervorbringen und gute Zahlen schützten nicht vor Insolvenzen. In der Summe jedoch war und ist die Prognosezuverlässigkeit sehr hoch.
Bei der Anlage in Aktien ist für mich eine Kennzahl sehr wichtig: Das Unternehmen soll im Idealfall Dividenden seit mindestens 25 Jahren ohne Kürzungen aus dem verdienten Cash Flow ausgeschüttet haben. Das sind die sogenannten Dividendenaristokraten. Damit fahre ich sehr gut. Meine durchschnittliche Rendite liegt bei rund 9% (realisierte Dividenden und Kursgewinne). Natürlich gab es Aktien, die nicht so gut liefen. Zum Beispiel Medifast. Deren Geschäftsmodell für eine gesunde Ernährung wurde durch die Abnehmspritzen überholt. Da habe ich irgendwann lieber einen Verlust von 80% realisiert, also verkauft. Der Anteil am Aktienportfolio lag bei lediglich 1,5%, womit klar wird, dass eine breite Diversifizierung wirklich wichtig ist.
Wie die Maschine funktioniert
Zurück zum Thema. Ray Dalio hat sich die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahrhunderte besonders genau angeschaut. Alle Währungsordnungen sind irgendwann zusammengebrochen und der von ihm beschriebene Schuldenzyklusprozess ist der Grund für diese Zusammenbrüche. Sie reichen so weit zurück, wie die Geschichte dokumentiert ist. Dieser Prozess führte zum Zusammenbruch aller Leitwährungen wie dem Britischen Pfund und dem Niederländischen Gulden vor dem Pfund. Und heute ist die Leitwährung US-Dollar akut gefährdet.
Als globaler Makroinvestor hat Ray Dalio versucht, die Ursache-Wirkungs-Beziehungen des Marktes zu verstehen und mithilfe von Modellen auf die Entwicklung der Märkte zu wetten. Zu diesem Zweck hat er in den letzten 35 Jahren computergestützte Expertensysteme entwickelt, die es dem Computer ermöglichen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Sozusagen ein Vorläufer der künstlichen Intelligenz. Für mich war es verblüffend, dass er sich keineswegs nur auf wirtschaftliche Rahmendaten beschränkte. Das wäre auch nicht zielführend gewesen, weil er mit den wirtschaftlichen Kennzahlen nur die Wirkung gesehen hätte und nicht die Ursachen.
Die weiteren Ausführungen basieren auf den Veröffentlichungen von Ray Dalio über LinkedIn und aus folgenden Büchern:
- Weltordnung im Wandel: Vom Aufstieg und Fall von Nationen
- Principles: So navigieren Sie Ihr Vermögen durch große Schuldenkrisen
- Ein neues Buch ist erschienen, welches auf die hier genannten Treiber eingeht: How Countries Go Broke: The Big Cycle (Principles)
Die Erkenntnisse daraus habe ich durch eigene Interpretationen ergänzt.
Ein Blick zurück in die vergangenen 500 Jahre
Die Niederlande als sehr kleines Land waren im 17. Jahrhundert eine Weltmacht und der Holländische Gulden galt als Leitwährung. Im 19. Jahrhundert galt das Vereinigte Königreich (Britisches Weltreich) als führende Nation der Welt und das Britische Pfund war die Leitwährung. Seit dem 20. Jahrhundert gelten die Vereinigten Staaten von Amerika als globale Supermacht und der US-Dollar ist die Leitwährung.
Der jeweilige Zusammenbruch der Niederlande und später des Britischen Imperiums waren im großen und ganzen von den folgenden gleichen Entwicklungen bestimmt:
- Umschuldung und Schuldenkrise
- Revolution im eigenen Land, die zu großen Wohstandstransfers von den Reichen zu den Armen führten
- Kostspielige Kriege mit anderen Ländern
- Zusammenbruch der eigenen Währung
- Etablierung einer neuen Ordnung mit Ablösung des alten Systems
Insbesondere der erste Punkt ist sehr bedeutend und lässt sich als Schuldenzyklus beschreiben. Das Ende dieses Schuldenzyklus wird immer dann erreicht, wenn die Schuldenlast zu hoch ist und die üblichen geldpolitischen Maßnahmen nicht mehr wirksam sind. Der Staat versucht die Finanzlöcher durch neues Geld zu stopfen (zum Beispiel durch die Ausgabe von Staatsanleihen) und die Zentralbank druckt neues Geld (indem sie zum Beispiel die Staatsanleihen aufkaufen). Dies nennt sich dann Monetarisierung der Schulden. Gleichzeitig entsteht ein großes Wohlstands- und Wertegefälle. Eine neue Großmacht steigt auf, die mit der führenden Weltmacht im Handel, mit Innovationen, an den Kapitalmärkten und in der Geopolitik in Konkurrenz tritt. Naturereignisse wie Pandemien oder Klimawandel können den Umsturz beschleunigen.
Die fünf Kräfte für den Wandel der Weltordnung
Hier kommen nun die fünf wichtigsten Treiber des Wandels ins Spiel:
- Der Zyklus von Schulden/Krediten/Geld/Konjunktur
- Der Zyklus von innerer Ordnung und Unordnung
- Der Zyklus der externen geopolitischen Ordnung und Unordnung (die sich verändernde Weltordnung)
- Naturereignisse (Dürren, Überschwemmungen und Pandemien)
- Menschliches Erfindungsreichtum, vor allem bei neuen Technologien
Diese Treiber wirken in bestimmten Zyklen unterschiedlich. Über einen kurzen Zeitraum (1–10 Jahre) dominieren die kurzfristigen Zyklen, insbesondere der Schuldenzyklus und der politische Zyklus. Über einen langen Zeitraum (z. B. 100 Jahre) haben die langfristigen Zyklen und der steigende Trend der Produktivität weitaus größere Auswirkungen. Wir befinden uns nun im 80. Jahr des langen Zyklus, der am Ende des zweiten Weltkriegs begann und sich im Großen und Ganzen auf klassische Weise entfaltet. Er wird dramatische Veränderungen mit sich bringen, die man sich nur vorstellen kann, wenn man sich das gleichzeitige Zusammenwirken dieser fünf Kräfte in einem historischen Kontext vorstellt. Ray Dalio glaubt, dass wir uns jetzt in einer Spätphase des großen Zyklus befinden. Es ist eine Zeit radikaler, meist unerwarteter Veränderungen, die zu unseren Lebzeiten noch nicht eingetreten sind, sich aber im Laufe der Geschichte schon oft ereignet haben.
Der Zyklus von Schulden/Krediten/Geld/Konjunktur
Die Analyse historischer und aktueller Daten zeigt, dass die Entwicklung von hohen Schulden und Verbindlichkeiten im Verhältnis zu den verfügbaren Geldmengen, Gütern, Dienstleistungen und Anlagevermögen die wesentlichen Faktoren darstellen, die zu den Veränderungen im Schuldenzyklus und den daraus resultierenden großen Schulden- und Wirtschaftsproblemen beigetragen haben. Dies hat in der Vergangenheit wiederholt zu signifikanten Schuldenkrisen und Bankenkrisen geführt. Im Falle einer Inanspruchnahme von Finanzanlagen wie Anleihen durch die Inhaber mit dem Ziel der Umwandlung in flüssige Mittel kam es zu einer Enttäuschung hinsichtlich der Kaufkraft. Dieser Umstand führte zu einer Eskalation. Daraus resultierten signifikante Veränderungen des Marktwerts und des Vermögens, bis die Schulden getilgt, restrukturiert und/oder monetarisiert wurden. In der Folge reduziert sich die Schuldenlast im Verhältnis zu den Einkommen, sodass ein neues Gleichgewicht erreicht wurde. Die Schulden werden fast immer monetarisiert, d. h. die Zentralbank nutzt fast immer viel Geld und Kredite, um die Rückzahlung der Schulden zu erleichtern, was zu einer Entwertung von Geld und Schulden führt.
Länder (einschließlich der USA) hatten angesichts ähnlicher Bedingungen übermäßiger Verschuldung die folgenden außergewöhnlichen Maßnahmen ergriffen:
- Ausübung großen Drucks auf Länder, ihre Schulden aufzukaufen (wie es die Briten in der Vergangenheit taten)
- Selektives Einfrieren von Schulden und/oder Beschlagnahme der Vermögenswerte „feindlicher“ Länder (wie es die USA 1941 mit Japan und in jüngerer Zeit mit Russland taten)
- Zahlungsausfälle/Umstrukturierungen durch Laufzeitverlängerungen und/oder Monetarisierung der Schulden, um die Schuldenlast zu reduzieren (so wie es Deutschland nach Hitlers Machtergreifung tat)
- Verhängung von Konfiskationssteuern und Kapital-/Devisenkontrollen, um zu verhindern, dass Vermögenswerte das Land verlassen
- Neubewertung/Verwaltung von Staatsvermögen
- Neue Arten von Geld schaffen
Die Frage ist hier, was uns in nächster Zukunft blüht?
Der Zyklus von innerer Ordnung und Unordnung
Diese Kämpfe um die Macht gibt es in allen Regierungssystemen, Organisationen und sogar Familien. Die Gründe dafür sind in der menschlichen Natur verankert. Wie funktionieren sie?
Nichts währt ewig. Das gilt auch für Ordnungen, die sich um etablierte Führer und Regierungssysteme bilden. Die Mächtigen bestimmen, was getan wird. Ordnungen ändern sich, wenn diejenigen, die die bestehende Ordnung nicht führen, mehr Macht haben als diejenigen, die sie führen und verändern wollen. Kämpfe entstehen, wenn eine Gruppe die Ordnung ändern will und unklar ist, wer stärker ist. Dann entscheidet nur der Kampf darüber. Kämpfe finden nicht statt, wenn es keine mächtige Gruppe gibt, die die Ordnung ändern will. Oder wenn es eine mächtige Gruppe gibt, die die Ordnung ändern will und so viel stärker ist als die bestehende Gruppe, dass die Veränderungen mit wenig oder gar keinen Kämpfen stattfinden.
Regierungsformen scheitern oft aufgrund von sozialen Ungleichheiten, schlechten Bedingungen und schwacher Führung, was zu populistischen Konflikten und Machtkämpfen führt. Demagogen nutzen diese Unruhen, um an die Macht zu kommen, indem sie populistische Stimmungen schüren und einfache Lösungen für komplexe Probleme versprechen. Diese Transformationen führen zu autoritären Regierungen, die nationalistisch, militaristisch und expansionistisch werden. Übertragen auf die heutigen Geschehnisse wird klar, dass es derzeit zu großen politischen Verschiebungen kommt, und zwar aus denselben Gründen wie in der Vergangenheit!
Der Zyklus der externen geopolitischen Ordnung und Unordnung (die sich verändernde Weltordnung)
Der globale Umgang zwischen Ländern unterliegt zyklischen Veränderungen zwischen Ordnung und Unordnung, wobei Unordnung durch Machtkämpfe und fehlendem globalen Ordnungssystem entsteht. Historisch war Unilateralismus die Norm, während Multilateralismus nur nach großen Konflikten und durch dominante Mächte wie die USA nach dem Zweiten Weltkrieg etabliert wurde. Der aktuelle Übergang vom Multilateralismus zum Unilateralismus, gekennzeichnet durch Egoismus und Machtdemonstrationen, spiegelt typische Entwicklungen im großen Zyklus wider und erinnert an historische Muster von Zivilisation und Barbarei.
In der heutigen Zeit erleben wir in unmittelbarer Nachbarschaft den Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Auch Deutschland rüstet massiv auf, um sich zu schützen. Der nächste Krieg steht schon vor der Tür: zwischen China und Taiwan und die Wahrscheinlichkeit, dass sich die USA einmischen werden, ist sehr hoch.
Naturereignisse (Dürren, Überschwemmungen und Pandemien)
Naturkatastrophen wie Dürren, Überschwemmungen und Pandemien nehmen zu und werden teurer. Ursachen sind Verschmutzung, Zerstörung der Natur, höhere Bevölkerungsdichten, internationale Reisen und Landentwicklung. Diese Probleme verschärfen Migrationsprobleme (Klimaflüchtlinge) und erschweren die Anpassung an den Klimawandel.
Menschliches Erfindungsreichtum, vor allem bei neuen Technologien
Technologische Fortschritte haben im Laufe der Geschichte den Lebensstandard und die Lebenserwartung erhöht und wurden zur Schaffung wirtschaftlicher und militärischer Macht genutzt und in Kriegen eingesetzt, um große Zerstörungen anzurichten. Sie sind eng mit den anderen vier Kräften verbunden. Werden technologische Fortschritte durch gute finanzielle, wirtschaftliche und soziale Bedingungen unterstützt, schreiten sie schneller voran als unter schlechten Bedingungen. Werden sie jedoch durch ein nicht nachhaltiges Kreditwachstum unterstützt, neigen sie dazu, Finanzblasen und -pleiten zu verursachen. Beispiele sind die Eisenbahnmanie in den 1830er und 1840er Jahren und die Dotcom-Blase und der Telekommunikationscrash von 1990–2001. Große Fortschritte bei wichtigen lebens- und produktivitätsverbessernden Technologien können also zu Schuldenblasen und -pleiten, aber auch zu großen positiven Veränderungen führten.
Heutzutage ist die Künstliche Intelligenz als Technologietreiber vorherrschend. Die KI wird gute und schlechte Dinge hervorbringen. Neu ist die Gefahr einer Superintelligenz, welche uns dominiert. Wissenschaftler warnten bereits davor. Repressalien gegenüber den Universitäten nehmen zu oder Studenten grenzen selbst andere Studenten oder/und andere Sichtweisen aus. Der freie Wissensaustausch und die internationale Zusammenarbeit werden somit weiter eingeschränkt. Die Verfügbarkeit von „Bildung“ wird immer mehr zu einem knappen Gut. Bildung ist jedoch die Grundlage von Innovationen.
Meine Interpretation zum Stand der fünf wichtigsten Treiber
Die fünf wichtigsten Treiber der „Maschine“ habe ich stark vereinfacht. Sie sind wesentlich komplexer, aber manchmal liegt das Verständnis in der Vereinfachung. Meine Interpretation ist, dass sich der große Schuldenzyklus seinem Ende nähert. Leider nicht im positiven Sinne. Die USA werden es vermutlich nicht hinbekommen, die hohe Staatsverschuldung geräuschlos abzubauen. Der jüngste Streit zwischen dem mächtigsten Mann und dem reichsten Mann der Welt zeigt es: ARD – Trump gegen Musk: Wer hat am meisten zu verlieren? Wenn die USA mit ihrer Leitwährung kollabiert, hat das natürlich Auswirkungen auf die Welt.
In vielen Ländern, auch in Deutschland, sind wir mittendrin in Machtkämpfen. Die Leute werden kompromissloser. Es scheint nur noch ein „entweder, oder“ und nicht ein „sowohl, als auch“ zu geben. Geopolitisch spitzen sich die Machtkämpfe zwischen den USA und China zu. Ein Krieg zwischen diesen großen Mächten wird zwangsläufig zu einem Weltkrieg führen. Der Klimawandel zeigt sich immer mehr. Überschwemmungen und Dürren nehmen auch in Deutschland zu. Die Auswirkungen der KI sind aktuell schwer einzuschätzen. Sie kann unser Leben stark vereinfachen oder uns vielleicht als Superintelligenz dominieren. Im Krieg spielt sie heute schon eine Rolle. So ist der jüngste Militärschlag der Ukraine auf die Flughäfen Russlands wohl durch autonome KI-gesteuerte Drohnen möglich geworden. In der Wirtschaft wird die KI viele Jobs kosten. Können neue Jobs, zum Beispiel KI-Prompter, diesen Rückgang kompensieren? Wenn nicht wird das Wohlstandsgefälle weiter zunehmen. Das macht die Bevölkerung unzufriedener und radikalisiert Teile davon.
Wenn es stimmt, dass wir an das Ende des großen Zyklus gekommen sind, und die Daten von Ray Dalio weisen darauf hin, wird es sehr ungemütlich. Es hat zwar im Durchschnitt „nur“ 10 Jahre gedauert, bis sich eine neue Ordnung durchgesetzt und stabilisiert hat. Eine kurze Zeit im Vergleich zum großen Zyklus mit Beispielsweise 80 – 100 Jahren. Nur wenn man selbst mittendrin ist, ist die Zeit des Umbruchs lang. Es ist wichtig, sich gut vorzubereiten, um die Zeit gut zu überstehen.
Die Absicherung meines Vermögens
Die Wahrsagerkugel hat keiner
Spötter sagen: „Die Untergangspropheten haben immer recht, denn irgendwann tritt das Ereignis ein.“ Gutes Timing ist halt wichtig, aber nach meiner Erfahrung unmöglich. Ich habe mir längst abgewöhnt nach dem richtigen Zeitpunkt zum Kauf oder Verkauf von Aktien oder Edelmetallen zu schauen. Wenn ich handle, dann im hier und jetzt, ohne langlaufende Aufträge „gültig bis zum Ultimo“. Weil es mir noch nie gelungen ist genau den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Deshalb plane ich langfristig über einen Zeitraum von 10 Jahren und mehr. Aber ich passe meine Anlagestrategien zwischendurch an. So ist es übrigens zu den realisierten Kursgewinnen gekommen und nicht etwa, weil ich den Gewinn unbedingt realisieren wollte.
Mein aktueller Stand
Die Renditeentwicklung
Im Bild unten zeigt den Renditeverlauf ab 2022 bis zum 31.12.2024. Das Aktiendepot ist also noch recht frisch, weil ich vorher vermietete Immobilien als Kapitalanlage hielt. Als Beimischung sind auch Edelmetalle und Cryptos enthalten. Die Rendite mit rund 30% kann sich sehen lassen. Damit habe ich den DAX (25%) und den S&P 500 (24%) übertroffen.
Freilich hat mich aktuell der DAX mit 53% deutlich abgehängt. Hier sind schon die ersten Auswirkungen der Entwicklungen in den USA zu erkennen. Anleger wenden sich verstärkt von den USA ab und schichten um.
Meine Bruttodividende liegt bei 5% jährlich. Die Nettodividende nach Abzug der Steuern beträgt 4% und trifft damit sehr genau die Renditevorstellungen der sogenannten Frugalisten. Eine interessante Website ist die von Oliver: Frugalisten – Reicher leben. Dort beschreibt er mit der 4% Regel, wie er mithilfe des passiven Einkommens mit 40 in Rente gehen will.
Mein Aktienportfolio
Die nachfolgend gezeigten Aktien stellen keine Anlageempfehlung dar! Bitte beachten Sie meinen Haftungsausschluss. Mit dem Bild unten will ich vor allem deutlich machen, dass ich aktuell einen relativ hohen Cash-Anteil von 17% halte. Als größte Einzelposition halte ich Realty Income (Einzelhandels-Immobilien), die seit 30 Jahren eine monatliche Dividende (aktuell 5,7%) ausschütten und kontinuierlich steigern. Die Kursentwicklung ist etwas unerfreulich, aber für mich als langfristigen Anleger ist das untergeordnet. Cancom (IT) als zweitgrößte Aktienposition habe ich erst vor kurzem in mein Portfolio übernommen, weil ich den Anteil von US-Unternehmen reduzieren will. Cancom ist kein klassischer Dividendenaristokrat, von denen es in Deutschland sowieso nur wenige gibt, aber schüttet immerhin schon seit 15 Jahren ohne Senkung Dividenden (aktuell 3,3%) aus. Ansonsten habe ich mit rund 40 Einzelpositionen das Risiko breit gestreut.
Wie schon oben erwähnt, störte mich die hohe Gewichtung von ursprünglich 60% bei Unternehmen aus den USA. So richtig ist der Stein bei mir ins Rollen gekommen, als ich von dem Gesetzentwurf „Section 899“ Kenntnis erlangte. Auf Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren aus den USA, die Ausländer erhalten, will der amerikanische Fiskus eine Sonderabgabe kassieren. Die sogenannte zusätzliche „Quellensteuer“ soll für ausländische Investoren aus „diskriminierenden“ Staaten bei fünf Prozent beginnen und jedes Jahr um fünf Prozentpunkte auf bis zu 20 Prozent steigen. Hier ist der Wirtschaftskrieg in vollem Gange. Ob Deutschland künftig auch zu den diskriminierenden Staaten gehört, weiß nur Trump.
Unten im Bild sind meine ersten Umschichtungen zu erkennen. Meinen USA-Anteil habe ich auf 42% reduziert. Möglicherweise schichte ich noch weiter um.
Unten im Bild sind die Branchen meines Aktienportfolios zu sehen. Der Anteil an Immobilien ist mit rund 19% der größte und wahrscheinlich meiner Affinität für diesen Markt geschuldet. Und als ehemaliger Banker schätze ich Finanzunternehmen. Der Rest ist meiner Meinung nach genügend diversifiziert.
Wie mache ich mein Vermögen krisenfest?
In der Überschrift steht die alles entscheidende Frage. Und die ist nicht leicht zu beantworten. Ray Dalio empfiehlt folgendes:
Jeder hat eine andere finanzielle Situation, aber als allgemeiner Ratschlag empfehle ich eine gute Diversifizierung in Anlageklassen und Länder mit starken Gewinn- und Verlustrechnungen und Bilanzen, die nicht von großen internen und externen geopolitischen Konflikten betroffen sind. Außerdem sollten Schuldtitel wie Anleihen untergewichtet und Gold sowie etwas Bitcoin übergewichtet werden. Ein kleiner Anteil des eigenen Vermögens in Gold kann das Risiko des Portfolios reduzieren und meiner Meinung nach auch die Rendite steigern.
Naja, unverbindlicher geht es schon fast nicht mehr. In der Weltwirtschaftskrise im letzten Jahrhundert verlor der Dow Jones Industrial Average etwa 90 % seines Werts zwischen 1929 und 1932. Das wird wohl keine Aktie verschont haben. Immerhin verloren manche Branchen nicht soviel wie andere. In Krisenzeiten gelten defensive Sektoren wie Gesundheit, Basiskonsum, Versorger und teilweise Telekommunikation als stabiler. Diese Branchen dienen oft als “sichere Häfen” für Anleger in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.
Etwas enttäuscht bin ich von Ray Dalio, dass er keine Kursabsicherung empfiehlt. Das ist eigentlich ein Kerngeschäft von Hedgefonds. Vielleicht hat es haftungsrechtliche Gründe. Ich werde mir jedenfalls wieder Optionsscheine (Puts) in mein Depot legen. Nur muss man da vorsichtig sein. Der Wertverlust ist schon erheblich, wenn die Kurse weiter steigen. Wenn man es als Versicherungsgebühr sieht, dann ist es in Ordnung. Entsprechend gering soll das Volumen sein.
Interessant ist seine Empfehlung in Richtung Gold und Bitcoin. Das sehe ich genauso. Beide Assets steigen seit Jahren massiv an, was vielleicht auch ein Frühindikator für die Überschuldung sein kann. Es gab in der Vergangenheit übrigens schon staatlich angeordnete Pfändungen von Gold in Bankschließfächern. Solche Maßnahmen werden nicht im Vorfeld angekündigt, sondern kommen überraschend. Auch das sollte man hinsichtlich der Verwahrung bedenken.
Was ebenfalls nicht auf der Liste von Ray Dalio steht sind Immobilien. Wohnimmobilien zur Vermietung sind meines Erachtens eine gute Vermögensanlage, denn Wohnen müssen die Menschen immer. Mir persönlich ist die Vermieterrolle zu stressig. Selbstgenutztes möglichst lastenfreies Wohneigentum finde ich dagegen sehr wichtig, so kann einen auch niemand rausklagen. Aber auch hier zeigte sich der Staat schon übergriffig. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die Bundesrepublik Zwangshypotheken (Lastenausgleichsgesetz LAG, 1952) zur Lastenverteilung ein. Eigentümer von Immobilien mussten zur Finanzierung des Wiederaufbaus und zur Entschädigung von Vertriebenen Zwangshypotheken in Höhe von 50 % des Immobilienwerts aufnehmen.
Wer sich damit auskennt, kann sein Geld auch in Kunst, Oldtimern oder wertvollen Uhren anlegen. Hier ist der Markt natürlich sehr eng und oft nicht Liquide.
Die schlechteste Idee ist es sicherlich Bargeld zu horten. Wobei Bargeld in Höhe von einem Monatseinkommen für den Krisenfall schon zu empfehlen ist. Man denke an den Stromausfall auf der iberischen Halbinsel. In diesem Fall war eine bargeldlose Zahlung unmöglich und die Geldautomaten funktionierten auch nicht. Guthaben in Form von Festgeld im großen Stil würde ich auch nicht anlegen. Oder Schuldverschreibungen (Staatsanleihen) in großen Mengen kaufen. Denn wenn es knallt, kommt es zur massiven Geldentwertung. Damit das Vermögen nicht gegen Null geht, sind eben Anlagen in „echte“ Vermögenswerte zu empfehlen. Denn Aktien bilden einen Anteil am Unternehmen ab. Gold war schon immer ein sicherer Hafen und lässt sich gut in kleinen Stückelungen verwahren und transportieren. Bei Bitcoin ist zwar kein echter Gegenwert vorhanden, aber immerhin mathematisch nicht beliebig vermehrbar. Und wenn nicht gerade eine Bombe drauffällt, wird eine Immobilie immer etwas Wert sein oder man kann selbst drin wohnen.
Zusammenfassung
Frei nach Ray Dalio wird die „Maschine“ von 5 Kräften angetrieben. Das sind im wesentlichen die Staatshaushalte, die Geldpolitik der Zentralbanken und die Konjunkturentwicklung (1) und die innere (2) und die externe (3) politische Ordnung. Ergänzt um Naturereignisse (4) und Innovationen (5).
Wenn sich der Kurs der USA nicht ändert, sieht Ray Dalio eine Überschuldung in ca. drei Jahren. Da der US$ die heutige Leitwährung ist, wird es bedeutende Auswirkungen auf die Welt haben. Die innere Ordnung ist im Grunde genommen in vielen Staaten fragil. Geopolitisch spitzen sich die Konflikte zu. Umweltkatastrophen nehmen zu. Die künstliche Intelligenz ist ein Lichtblick, kann aber auch zur Bedrohung werden.
Möglicherweise hat Ray Dalio recht, dass wir uns am Ende eines großen Zyklus befinden. Hier zählt historisch belegt nur noch das Recht des Stärkeren.
Ich habe begonnen die Abhängigkeit meines Aktiendepots von den USA zu verringern und ich habe die Cashqoute erhöht. Möglicherweise werde ich in defensivere Sektoren wie zum Beispiel Basiskonsum und Versorger umschichten. Den Anteil von Gold und Bitcoin zu erhöhen, halte ich für eine gute Idee. Wohnimmobilien zähle ich auch zu den krisenfesten Vermögensanlagen.
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